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− | Ursprünglich erfolgte die Bezeichnung der Häuser und Geschäfte, insbesondere der Wirtshäuser, [[Apotheken]] und dergleichen, mittels [[Hausschilder|Schildnamen]], welche die späteren Hausnummern ersetzten. Optisch waren die Namen durch Schmiedeeisenschilder, Bilder, Tafeln oder Skulpturen kenntlich gemacht. Unechte Häusernummerierungen sind die Häuserzählungen in den [[Hofquartierwesen|Hofquartierbüchern]] (1566, 1587, 1664) und die Reihungen in den [[Steuerbücher|Steuerbüchern]] (ab 1749), welche [[Albert Camesina]] als Grundlage für seine Zusammenstellungen benützte. Erst 1770, 1795 und 1821 kam es aus Konskriptionsgründen in der Stadt und in den meisten [[Vorstädte|Vorstädten]] zu Durchnummerierungen der bestehenden Häuser. In einigen Vorstädten erfolgte die Nummerierung erst später, außerdem gab es in sechs Vorstädten zwischen 1827 und 1830 eine weitere Häusernummerierung. Da unverbaute Grundstücke keine Nummern erhielten, ergab sich von Zeit zu Zeit die Notwendigkeit der Umnummerierung.<br/>
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− | Die Nummerierungen erfolgten nach [[Konskriptionsbezirk]]en, die auch als Nummerierungsabschnitte oder Konskriptionsgemeinden bezeichnet wurden und mit den Vorstädten bzw. [[Vororte|Vororten]] ident waren. Ab 1773 gab es gedruckte [[Häuserschematismen]] mit Angabe von Hausnummern.
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− | Die Gebäude im [[Prater]] folgten einer eigenständigen Nummerierung ([[Praterhütten]]).
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− | ==Konskriptionsphasen==
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− | '''1. Nummerierung'''
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− | Die erste ''"Conscriptionsnumerierung"'' (daher die Bezeichnung "Conscriptionsnummer" [CNr.]) wurde mit Patent vom 10. März 1770 angeordnet, um Unzukömmlichkeiten bei der Rekrutierung abzustellen, und diente damit militärischen Konskriptionszwecken. Mit Hofdekret vom 15. Dezember 1770, Verordnung der niederösterreichischen Regierung vom 24. Dezember 1770 beziehungsweise [[Bürgermeister]]-Anordnung vom 7. Jänner 1771 wurden hinsichtlich der außen und innen an den Häusern anzubringenden Nummerntafeln Durchführungsbestimmungen erlassen und die Häusernummerierung sodann 1771 durchgeführt. Die Nummerierung erfasste die bestehenden Häuser und nahm auf Baulücken keine Rücksicht. Mit Konskriptionspatent vom 17. September 1777 wurde angeordnet, Neubauten ohne Rücksicht auf die arithmetische Abfolge mit der nächstfolgend freien höheren Nummer zu versehen. Die Nummerierung wurde in der Stadt und in 30 der 34 zwischen [[Glacis]] und [[Linienwall]] gelegenen Vorstädten getrennt (das heißt jeweils mit CNr. 1 beginnend) durchgeführt (Ausnahmen: [[Neubau (Vorstadt)|Neubau]]-[[Neustift (Vorstadt)|Neustift]] und Oberneustift-[[Schottenfeld (Vorstadt)|Schottenfeld]] 1786/1789, [[Laurenzergrund (Vorstadt)|Laurenzergrund]] 1799, [[Breitenfeld (Vorstadt)|Breitenfeld]] 1802). Hand in Hand mit der Häusernummerierung ging eine Bezeichnung der Straßen, Gassen und Plätze ([[Straßennamen]]).
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− | Die erste Nummerierung ist 1773 im [[Stadtplan, Joseph Anton Nagel (1773)|Stadtplan von Joseph Anton Nagel]] kartographisch festgehalten worden.
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− | '''2. Nummerierung'''
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− | Als durch die rege Bautätigkeit die Häusernummerierung unübersichtlich geworden war, erhielt die Stadt am 31. Juli 1795 aus Gründen einer Verbesserung der Konskription, aber auch im Einvernehmen mit den Erfordernissen des [[Grundbuchsherren|Grundbuchs-]] und [[Steueramt|Steueramts]] die Weisung, in der Stadt und in sämtlichen magistratischen Vorstädten eine neue Durchnummerierung vorzubereiten (nach Genehmigung Verordnung des Magistrats vom 12. September 1795). Die Hausnummern sollten in der Stadt mit roter, in den Vorstädten hingegen mit schwarzer Farbe angeschrieben werden. Die Häusernummerierung wurde in der Stadt und in den Vorstädten fast lückenlos durchgeführt (Ausnahmen bildeten [[Hungelbrunn (Vorstadt)|Hungelbrunn]] [nur elf Häuser!], Oberneustift-Schottenfeld [erst 1808] und [[Spittelberg (Vorstadt)|Spittelberg]] [nur 1. Nummerierung]).
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− | Die zweite Nummerierung ist 1805 im [[Stadtplan, Max von Grimm (1805)|Stadtplan von Max von Grimm]] kartographisch erfasst worden.
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− | [[Datei: WStLA_KS_Plan_und_Schriftenkammer_P10_2_112196_01_Ausschnitt.jpg|390px|thumb|right|Vorstadt [[Mariahilf (Vorstadt)|Mariahilf]]. Ausschnitt aus einem Stadtplan von Wien (1812). Die Häuser tragen die Konskriptionsnummern der 2. Nummerierung. Auf dem Plan sind die einzelnen Konskriptionsbezirke farblich unterschieden (1812, [http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++00002133m08alt#Stueck__00002133m08alt WStLA, Plan- und Schriftenkammer, P10/2: 112196/01]).]]
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− | '''3. Nummerierung'''
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− | 1821 kam es in der Stadt und in 16 Vorstädten (1822/1823 folgte noch [[Hundsturm (Vorstadt)|Hundsturm]]) infolge der fortgeschrittenen Bautätigkeit neuerlich zu einer Neunummerierung. Diese wird in der Literatur am häufigsten zitiert.
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− | Die dritte Nummerierung ist 1820-1825 im [[Stadtplan, Anton Behsel (1820-1825)|Stadtplan von Anton Behsel]] kartographisch festgehalten worden.
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− | '''4. Nummerierung'''
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− | In einigen Vorstädten kam es zwischen 1827 und 1830 nochmals zu einer neuen Häusernummerierung ([[Jägerzeile (Vorstadt)|Jägerzeile]] 1827, [[Landstraße]] 1830, [[Wieden]] 1830 und [[Mariahilf]] 1830). Außerdem kam es in [[Gumpendorf (Vorstadt)|Gumpendorf]] 1830 (hier bereits die fünfte, weil auch 1807 eine zusätzlich Nummerierung stattgefunden hatte) und in Oberneustift-Schottenfeld 1828 (hier erst die dritte, weil nur 1786-1789 und 1808 Nummerierungen durchgeführt worden waren) zu Neunummerierungen.
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− | ==Einführung der Orientierungsnummern==
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− | '''Nummerierung 1850/1862'''
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− | Hatte sich bis zur Eingemeindung der Vorstädte (1850) die Nummerierung lediglich an den neuen Verbauungsgegebenheiten orientiert, so erfolgte in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts der Übergang von der "Conscriptionsnummerierung" (C.-Nr.) zur "Orientierungsnummerierung" (O.-Nr.). Obwohl der Magistrat bereits wenige Wochen nach der Publizierung der Provisorischen [[Gemeindeordnung]] am 28. März 1850 das Bauamt beauftragt hatte, eine neue Häusernummerierung in der Stadt vorzunehmen (beziehungsweise am 21. Mai 1850 den entsprechenden Auftrag für die ehemaligen Vorstädte erteilt hatte), wurde im [[Gemeinderat]] erst am 23. Februar 1860 eine neue Häusernummerierung nach Straßen und Gassen beantragt und am 3. April 1860 von diesem im Prinzip gebilligt. Am 15. Mai 1860 nahm eine Kommission die Arbeit auf, am 11. August 1860 wurde der vom Magistrat beantragte und vom Gemeinderat begutachtete Vorschlag mit Erlass der Niederösterreichischen Statthalterei genehmigt. Im Zuge der Bestätigung wurde neben Straße und Hausnummer auch die Angabe des Bezirks verlangt. Am 2. Mai 1862 beschloss der Gemeinderat die neue Nummerierung der Häuser (bei gleichzeitiger Benennung der Straßen, Gassen und Plätze).
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− | Seither beginnt die Nummerierung in der mit den Vorstädten vereinigten Stadt (1.-9. Bezirk) in jeder Gasse bei 1, wobei bei Radialstraßen (vom Zentrum [[Stephansplatz]] ausgehend) die Nummern von innen nach außen, bei den übrigen Straßen vom niedrigeren zum höheren Bezirk (also im Uhrzeigersinn) laufen, in jedem Fall links die ungeraden und rechts die geraden Nummern. Auf Plätzen laufen die Nummern im Kreis (im Uhrzeigersinn; Ausnahme: Stephansplatz). Die Hausnummerntafeln der [[Innere Stadt|Inneren Stadt]] hatten eine gleichförmige, länglich-viereckige Form mit weißer Grundfläche und roten Einfassungsrändern. Auf den Hausnummerntafeln war neben der Straße auch der Bezirk angegeben, außerdem wurden die Bezirke durch verschiedenfarbige Einfassungsränder gekennzeichnet ([[Straßentafeln (Stadt und Vorstädte)|Straßentafeln]]). Bereits 1868 wurden neue Richtlinien erlassen und die älteren in Erinnerung gerufen; weitere Bestimmungen enthielt das Volkszählungsgesetz 1869.
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− | '''Nummerierung 1884'''
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− | In diesem Jahr wurde eine teilweise Neunummerierung vorgenommen. In den Vororten (ausgenommen die 1874 zum 10. Bezirk zusammengeschlossenen Orte) erfolgte der Übergang zur Orientierungsnummerierung zwischen 1863 und 1892 (Inkrafttreten der Eingemeindung der Vororte, beispielsweise in [[Gaudenzdorf (Vorort)|Gaudenzdorf]] am 16. Oktober 1865). Außerdem erhielt jedes Haus im Zuge der ab 1874 erfolgten Neuanlegung der Grundbücher noch eine [[Grundbuchs-Einlagezahl]] (E. Z.), die mit der zur gleichen Zeit vergebenen "Neuen C.-Nr." in den Baukonsensbüchern ident ist ([[Einlagezahl]]).
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− | ==Übersicht über die Phasen der Häusernummerierungen==
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− | [[Datei:WStLA_KS_Sammelbestand_P1_249_000030_gross.jpg|780px|thumb|right|Überblick über die Konskriptionsbezirke (Vorstädte) und die 1850 eingeführte Bezirkseinteilung. Da bei der Festlegung der Bezirksgrenzen auf die Vorstadtgrenzen keine Rücksicht genommen wurde, verteilten sich manche Vorstädte auf zwei oder auch drei Bezirke (1865, [https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Stueck++00003729ma8KartoSlg#Stueck__00003729ma8KartoSlg WStLA, Kartografische Sammlung, P1: 249.3]).]]
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− | Die Übersicht zeigt die Einführung beziehungsweise Änderungen der Konskriptionsnummern in den einzelnen Konskriptionsbezirken in alphabetische Reihung. Die Nummerierungen erfolgten grundsätzlich pro Konskriptionsbezirk in fortlaufender Zahl (Konskriptionsnummer). Die Konskriptionsbezirke entsprachen den Vorstädten (Vorstadtgründen); die Innere Stadt war ein eigener Konskriptionsbezirk. Die Grenzen der Konskriptionsbezirke (Vorstädte) sind im Stadtplan von 1812 ([http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++00002133m08alt#Stueck__00002133m08alt WStLA, Pläne der Plan und Schriftenkammer, P10/2: 112196/1]) oder im Übersichtsplan von 1865 ([https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Stueck++00003729ma8KartoSlg#Stueck__00003729ma8KartoSlg WStLA, Kartografische Sammlung, P1: 249.3]) eingezeichnet. <ref>Die Verknüpfungen der Tabelle bieten einen raschen Einstieg in die wichtigsten, online verfügbaren Pläne und Häuserschematismen. Bei den georeferenziert verfügbaren Plänen wird direkt auf den entsprechenden Ausschnitt in Wien Kulturgut verlinkt. Die Umrechnung einer Konskriptionsnummer auf die moderne Adresse ist nur möglich, wenn diese einer Nummerierungsphase zugeordnet werden kann. Zum Auffinden eines Hauses auf dem Plan kann es hilfreich sein, die im Häuserschematismus angegebene Straßenbezeichnung zu berücksichtigen. Alle historischen Wiener Straßennamen sind als eigene Artikel im Wien Geschichte Wiki erfasst. Durch die Georeferenzierung der Pläne im Wien Kulturgut ist eine rasche Verortung einzelner Häuser möglich. </ref>
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− | Zur Umrechnung von Konskriptionsnummern auf die heutige Adresse dienen folgende Hilfsmittel:
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− | *[[Häuserschematismen|Übersicht über die wichtigsten Wiener Häuserschematismen]]
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− | *[https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Spezial:Abfrage_ausf%C3%BChren/Stra%C3%9Fennamen Historische Straßennamen] im Wien Geschichte Wiki im jeweiligen Artikel
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− | *[https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/grafik.aspx?bookmark=TI0pRrZFB0bOIw9Gq1mFRRwpAtZGVBFvuBteogQ-b Georeferenzierte historische Stadtpläne im Wien Kulturgut]
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− | *[https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Stadtplan Stadtpläne im Kartenportal des Wien Geschichte Wiki]
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− | *[https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Bezirksplan Bezirkspläne im Kartenportal des Wien Geschichte Wiki]
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− | Der Häuserkataster von Behsel (1829) bietet eine Konkordanz zu den beiden vorangegangenen Häusernummerierungen, der Häuserkataster von 1847 zur letzten vorangegangenen Häusernummerierung. Eine Konkordanz der letzten Konskriptionsnummern zu den Orientierungsnummern kann man dem Häuserkataster von Schlessinger (1875) entnehmen.
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